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Die Karte ist das Territorium.

"Die Karte ist nicht das Territorium". Dieser Satz von Korzybski ging zu recht ein in das Evangelium der Kognitionsforscher, ermöglichte er doch das Verändern unserer Befindlichkeit in der Welt durch Alterierung¹ des Modells von Welt in unserem Kopf.

Die generalisierte Gültigkeit jedoch, die dieser Satz durch das Fehlen der Angabe eines Kontextes, in dem er gälte, erhielt, macht uns auf beispielhafte Weise blind. Beispielhaft dafür, wie uns Konzepte durch ihre bestechende Einfachheit narren und die wahrnehmbare Komplexität vor unseren Augen verbergen.

Die Idee der Modellhaftigkeit der Welt in unseren Köpfen ist bestechend und ermöglichte Vieles. Was aber verunmöglicht sie? Zum Beispiel, auf welche Weise das Gegenteil genauso wahr sein kann.

Unser Modell darüber, wie wir denken, ist in uns selbst als neurophysiologische "Landschaft" abgebildet. Also ist die Karte dann das Territorium. Oder: Die Karte ist dann Teil des Territoriums. Oder: das Territorium ist Teil der Karte.

Ausgeblendet wird auch die mannigfaltige Rückbezüglichkeit und Selbsterzeugung der Gestalt Modell/Welt und wie das Modell durch Reflektion die Welt verändert. Was ja seinerseits bedeuten würde, daß die Landkarte Welt wäre, es sie also als Weltteil gibt, der Welt verändern kann.

Wir sehen: Die Karte ist sowohl als auch nicht das Territorium.




¹= Verändern und ineinander Überführen von Zuständen


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complexity remains
©1999 Robert Stein-Holzheim