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Der Sündenfall war ein verhängnisvoller Irrtum.

Nicht die Entscheidung, überhaupt eine Frucht von einem Baum zu pflücken, sondern die Auswahl eben jenes Baumes, des "Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse" stürzte uns ins Unglück.

Dabei hat Gott es doch nur gut gemeint. Er, beziehungsweise der Autor jener Geschichte, wußte wohl, daß der Genuß der dualen Struktur, die der Baum verkörperte, Leiden schaffen würde.

Denn fortan schien es klar, daß alles in Gut und Böse, Wahr und Falsch, Drinnen und Draußen zu unterscheiden wäre. Daß all diesem Denken nun eine nichthinterfragte Dualität zugrundelag, war mit dem Apfel einfach "mitgeschluckt" worden. Kaum war das duale Denken "verinnerlicht", konnten wir in ein plötzlich existierendes "Draußen" geschickt werden.

Dumm gelaufen.

Wir haben einfach eine unzureichende, das Paradies nicht wirklich beschreibende Denkform gewählt. Denn das Paradies ist nicht in Gegensatzpaaren beschreibbar, seine Vielfalt und Komplexität ist immer vieldeutig, je unterschiedlich sich myriardenfach entfaltend ins immer noch Mehrbedeutigere, Schöne, ewig sich Wandelnde.


Jenseits von drinnen und draußen ist das Paradies schon immer worin wir es schauen.




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complexity remains
©1999 Robert Stein-Holzheim