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Das Ich ist keine Illusion, sondern ein Prozess.

Da es uns ja offensichtlich gibt, da es also offensichtlich auch mich gibt, was wäre da noch zu fragen, als wie ich zu anderen stehe, was ich tun soll oder was ich will?

Ich, ich, ich also.
Ist es denn aber so selbstverständlich, daß es mich als dieses "Ich" gibt?

Von den großen Erleuchteten hört man ja allenthalben, "Ich" sei eine Illusion, daß man dieses Ego auflösen könne und dennoch bliebe ...; ... wäre aber schwierig und über alle Maßen langwierig, Erfolg nicht garantiert. Na, da bleib ich doch lieber ich!

In Nominalisierungen, den griffigen Substantiven, die wir aus Verben bilden wie etwa "der Gang" aus "gehen" versteckt sich der dahinterliegende Prozess. In der Entnominalisierung, der Wiederbetrachtung des Prozesses, erschließt sich uns die Möglichkeit des Erkennens ihrer Funktionalität.

Nun, das "Ich" ist eine Nominalisierung, die uns so selbstverständlich ist, daß wir sogar das Verb dahinter vergessen haben. Was also sind die Prozesse, die uns ein "Ich" sein lassen, wie "ichen" wir eigentlich?

So wird klar, daß die übliche Frage, wo oder wer denn das Ich sei, jeden Sinnes entbehrt und wir besser auf sind, wenn wir zu fragen versuchen, wie wir ichen.

Nicht das Ich also ist eine Illusion, sondern die unausgesprochene Vorannahme seines irgendwie dinglichen Charakters ist ein folgenschwerer Irrtum.





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complexity remains
©1999 Robert Stein-Holzheim